In die Steppe
Den heutigen Tag verbrachten wir zum großen Teil im Auto, denn auf dem Programm stand die erste Tour im Altyn Emel Nationalpark nördlich von Almaty. Um dahin zu gelangen folgten wir zunächst gut ausgebauten Autobahnen bis zum reichlich hundert Kilometer von der Stadt entfernten Ort Shengeldy. Die Fahrt dahin war recht langweilig. Auch dürfen wir mit dem Mietwagen maximal 110 km/h fahren, was ziemliche Beherrschung verlangt, wenn die Geschwindigkeitsbegrenzung 140 ist und man eine dreispurige, leere Autobahn vor sich hat.
Anfangs gabs nicht viel zu sehen außer einigen Melonenhändlern, vielen Self-Service Reparaturplätzen und mitten im Nirgendwo eine kuriose Ansammlung zahlreicher Casinos.
Kurz vor Shengeldy führte die Straße über die Brücke des Ili Flusses, nahe der Staumauer des riesigen Kapshagay Reservoirs, welches des Altyn Emel im Süden begrenzt.
Nachdem wir kurz darauf die Autobahn verlassen hatten, ging es noch wenige Kilometer auf Asphalt weiter, ehe wir uns schließlich für reichlich 120 km bis zum Eingang und im Altyn Emel mit einer Wellblechpiste abquälen mussten. Nachdem wir etwas Vertrauen in den Duster gewonnen hatten und schließlich schnell genug auf der Piste fuhren, um nicht zu sehr durch geschüttelt zu werden, wars aber ganz erträglich. Hin- und wieder gabs jedoch einige von Steinen durchzogene Passagen, die vor allem für die Reifen etwas unangenehm waren.
Am Eingang zum Nationalpark mussten wir zunächst an einer Schranke das zuvor online erworbene Ticket (eine Geschichte für sich) vorzeigen. Eine Kopie davon auf Whats App wurde akzeptiert, unsere Daten in ein großes Buch eingetragen und die Schranke öffnete sich.
Der erste Stopp war bereits wenige hundert Meter danach, am erst letztes Jahr eröffneten Visitor Center. Ist alles sehr schick gemacht. Es gibt einen Aussichtsturm, eine winzige Ausstellung über den hiesigen Teil des Nationalparks, einige Souvenirs werden angeboten und auch schön gelegene Bungalows zum Übernachten wären vorhanden. Der Tourismus scheint sich hier in angenehmen Anfangszügen zu befinden.
Von hier fuhren wir als nächstes weiter bis zu den 35 km entfernten Bessatyr Grabhügeln. Diese wurden vor ca. 2500 Jahren von den Skyten errichtet und sind von unzähligen Steinstelen umgeben. Einer der Hügel ist sogar im Inneren zugänglich. Eingebettet in die herrliche Berg- und Steppenlandschaft des Nationalparks ist dieser Ort absolut die lange Anfahrt wert.
Auf dem Rückweg unternahmen wir noch einen Abstecher zu den Felsmalereien namens Tanbaly Tas. Hier finden sich unzählige Abbildungen, hauptsächlich der heimischen Tierwelt und von der Jagd auf diese.
Außerdem war der kleine Talkessel ein schöner Ort für eine späte Mittagspause. Etwas von der Tierwelt des Altyn Emel haben wir aber auch in lebendiger Form entdeckt: einen Hasen und einige Gazellen.
Auch 22 Schneeleoparden soll es hier geben, allerdings in höheren Lagen oder hier im Tiefland im Winter. Zu sehen bekommt man diese realistischerweise aber natürlich nie. Dieser Teil des Nationalparks ist deutlich weniger besucht (wir haben keine anderen Touristen getroffen), als der zentrale, nördliche Teil, welcher über den Ort Basshi zugänglich ist. Und genau dahin brachen wir gegen 16 Uhr, als wir die Felsmalereien wieder verließen, auf. Das waren ab Shengeldy nun nochmal reichlich 150 km recht langweilige Fahrt durchs nirgendwo. Mit Einbruch der Dämmerung kamen wir schließlich am Agaikum Hotel, der besten Adresse im Ort – was absolut nichts heißt – an. Anzutreffen war zunächst niemand. Aber mit Hilfe von Whats App Nachrichten an die Telefonnummer des Hotels und eine kasachisch, als auch englisch sprechende, andere Touristin kamen wir schnell in unser rustikales Zimmer und auch ein Abendessen wurde organisiert. Morgen warten die nächsten Sehenswürdigkeiten des Altyn Emel auf uns.