Staubige Tiersuche
Sieben Uhr standen wir am Gate des Samburu Nationalparks. Da das Ticketbüro noch nicht besetzt war (offiziell ab 6:30 geöffnet), wurden wir durchgewunken und sollten bei der Ausfahrt bezahlen. War uns auch recht – Hauptsache die heutige Safari konnte beginnen.
Der Samburu Nationalpark grenzt direkt ans Nordufer des Ewaso Ngiro Flusses. Und das ist im weiten Umfeld auch die einzige Wasserquelle. In Ufernähe findet sich noch etwas grüne Vegetation, wenige hundert Meter davon ist alles einfach nur noch karg, trocken und extrem staubig. Zusätzlich zum ohnehin ariden Klima, leidet die Gegend an einer jahrelangen Dürre, was die Situation für Pflanze, Tier und Mensch noch verschärft.
Der Samburu NP beherbergt die Big-5 bis auf Nashörner, welche der Wilderei zum Opfer gefallen sind. Aber um all diese Tiere zu sehen fährt man eher in die südlichen Nationalparks, wie die Masai Mara. Das besondere hier sind die sogenannten Samburu Big-5: Netzgiraffen, welche besonders schön gemustert sind, Grevyzebras, von denen es nur noch weniger als 3000 gibt und die durch ihre schmaleren aber zahlreicheren schwarzen Streifen auffallen, Beisa-Oryx, welche perfekt mit Trockenheit zurecht kommen, der Somali-Strauß, welcher sich durch seine blau-graue Beinfarbe von seinen Verwandten unterscheidet und die Gazellenantilope, welche einen extrem langen Hals hat und zeitweise auf zwei Beinen stehen kann um an höher gelegene Blätter zu gelangen.
Bis auf einen kurzen Abstecher, einige Kilometer weg vom Fluß, beschränkten wir unsere Tiersuche auf dessen Ufer. Und damit lagen wir genau richtig. Bereits nach wenigen Stunden hatten wir die Samburu Big-5 komplett.
Außerdem trafen wir auf unzählige Dik-Diks, Geierperlhühner, Paviane, einige Elefanten, verschiedene Vogel- und weitere Antilopenarten.
Unsere Mittagspause legten wir an der öffentlichen Campsite am Fluss ein, da dies einer der wenigen Orte im Park ist, an denen man das Auto verlassen darf. Unseren „Imbiss“ mussten wir dann aber doch innerhalb diesem essen – noch dazu mit verschlossenen Türen und Fenstern. Denn kurz nachdem wir die Campsite erreicht hatten, wurden wir schon von Pavianen belagert. Und als diese das Essen bemerkten, begann die Belagerung.
Durch alle Fenster versuchten die Tiere zu erspähen, was es zu holen gibt und sie versuchten irgendwie ins Auto zu gelangen: durchs Safaridach, durch die Hecktüren, durch die hinteren Schiebefenster – die Affen hatten wohl in der Vergangenheit Erfahrungswerte gesammelt. Glücklicherweise war bei uns alles verriegelt.
Mittlerweile hatte das Thermometer die 34 Grad erreicht, die Sonne brannte und der heiße Wind wirbelte Unmengen Staub auf.
Sämtliche Tiere hatten sich mittlerweile im spärlichen Schatten von Büschen versteckt und waren nun kaum noch aktiv. Wir unterbrachen also kurzerhand unsere Tiersuche und fuhren den kurzen Weg zur Unterkunft zurück. Am Ticketschalter des Gates war bei Verlassen des Parks nun mittlerweile jemand da, und wir mussten den Parkeintritt bezahlen. Hier gabs erst gar kein Kartenlesegerät (obwohl laut Webseite Karten- oder mobile Zahlung Pflicht sind), aber man war in der Währung flexibel: Schilling, Dollar, Euro – Hauptsache Bargeld.
Kurz vor vier Uhr brachen wir erneut auf. Nach erreichen des Parks hatten wir den Eindruck, dass es noch staubiger geworden war. Manchmal mussten wir kurz stehen bleiben, da durch den Staub die Sichtweite auf exakt Null reduziert wurde. Auch im Innenraum des Autos hatte sich mittlerweile überall eine gar nicht mehr so dünne Staubschicht verteilt.
Das kann man aber alles ganz schnell ausblenden, wenn man plötzlich Löwen vor sich hat. Löwen die auch noch an einer frisch erlegten Giraffe nagen. Und genau auf diesen Anblick stießen wir schon nach wenigen Minuten unserer Nachmittagstour. Hier stellten wir erstmal den Motor ab und beobachteten das Geschehen. Ein ausgewachsener Löwe war gerade damit beschäftigt irgendwie die Giraffe zu „filetieren“, wobei er nicht unbedingt sehr grazil vorging.
Die immer wieder herbei kommenden Jungtiere hatten zunächst zu warten. Das wurde mit dem ein oder anderen Fauchen bekräftigt. Irgendwann hatte der alte Löwe Erfolg damit, beißbare Happen aus der Giraffe herauszubekommen und nun durften alle fressen.
Irgendwann waren die Löwen erstmal satt und verzogen sich in den Schatten. Das nahmen auch wir zum Anlass um noch etwas im Park herum zu fahren. Etwas Neues gabs dabei aber nicht zu entdecken. Auf dem Rückweg fuhren wir nochmal bei den Löwen vorbei und wurden Zeuge eines imposanten Schauspiels. Die Löwen waren gerade wieder mit der toten Giraffe beschäftigt, als plötzlich eine Gruppe Elefanten vorbei kam. Die Dickhäuter mochten anscheinend die Raubkatzen überhaupt nicht, was auch auf der Gegenseite schnell bemerkt wurde. Die Jungen Löwen verzogen sich sofort und auch der ältere ließ sich von einem großen Elefanten nicht lange bitten.
Allerdings verschwand der Löwe nicht, sondern suchte ausgerechnet neben unserem Auto Schutz. Damit waren wir plötzlich zwischen die Fronten geraten, und sahen zu, dass wir verschwanden. Denn ein aufgebrachter Elefant, welcher aufs Auto zukommt, auch wenn er es eigentlich auf den Löwen dahinter abgesehen hat, der flöst ziemlichen Respekt ein.
Nachdem wir der Situation entkommen waren, mussten wir nun auch schon wieder zurück, denn der Park schloss in Kürze. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren wir nach einem spannenden Safaritag wieder im Lions Cave Camp.