Mit Pygmäen auf der Jagd
Heute gibt’s etwas Abwechslung zum Elefanten-Gorilla-Programm. Das bewährte Team holte uns nach dem Frühstück ab und wir fuhren zunächst bis zum BaAka Dorf Mossapoula, welches direkt an der Hauptstraße Richtung Nola liegt.
Die BaAka sind ein Pygmäenvolk, welches in der hiesigen Region ZAR, Kongo, Kamerun und Gabun lebt. Und mit diesen wollten wir heute auf Netzjagd gehen. Anscheinend hatte es sich schon herumgesprochen, dass heute ein Fahrzeug mit Touristen aus diesem Grund vorbeikommen wird, oder die BaAka sind für diese Aktivität immer auf Abruf bereit. Als wir das Dorf durchfuhren kamen zumindest von allen Seiten BaAka mit geschulterten Netzen über der Schulter auf unser Auto zugerannt. Im Schlepptau liefen die Kinder hinterher. Am Ende des Dorfes hielten wir an; Fahrer und Guide sprangen aus dem Fahrzeug, liefen nach hinten zur Ladefläche und versuchten nun eine Auswahl aus der Meute zu treffen, wer uns die Netzjagd demonstrieren dürfte.
Dabei ging es teils recht rabiat zur Sache, letztendlich verständigte man sich aber auf zehn Personen, welche auf der Ladefläche unseres Pickups Platz nahmen. Während der gesamten Auswahl schauten die Kinder des Dorfes gespannt, aber erstaunlich zurückhaltend ins Auto. Mit erwidertem Winken und Grüßen waren diese auch hier schon zufrieden.
Sobald die Fahrt weiterging, begann der lautstarke Gesang der BaAka auf der Ladefläche. Das war eine willkommene Abwechslung zur CD des Fahrers, welche wir von den Vortagen schon auswendig kennen. Nach wenigen Minuten bogen wir wieder auf eine der kleinen Waldpisten ab. Wir dachten Richtung Bai Hokou schon, dass es schmaler nicht mehr ginge – geht es aber doch. Teils haben wir uns mit dem Fahrzeug durch Büsche geschlagen. Und zweimal war auch wieder Handarbeit gefragt.
Glücklicherweise lag der größte Stamm so, dass das Auto geradeso unten durch passte.
Irgendwann stoppten wir schließlich, alle sprangen ab und die Netze wurden auf den Boden geworfen. Es folgte ein kurzer Tanz und Gesang, um anscheinend um Jagdglück zu bitten. Anschließend ging es zügigen Schritts noch eine Weile auf der Piste weiter und irgendwann schlugen wir uns ins Unterholz.
Nach einigen hundert Metern begannen die BaAka nun ihre Fangnetze aufzuspannen. Das Jagdprinzip ist dabei das Folgende: Jeder BaAka hat ein ungefähr zehn Meter langes und ein Meter hohes Netz dabei. Diese werden an geeigneter Stelle zunächst aneinander gereiht. Anschließend verteilen sich die BaAka im Wald und machen reichlich Lärm, um kleinere Tiere, wie Waldantilopen oder Stachelschweine, in die Netze zu treiben.
Beim ersten Jagdversuch hatte es der Waldgeist aber wohl etwas zu gut gemeint. Auf den Lärm der BaAka folgte ein lautes Trompeten als Antwort – zur Elefantenjagd sind die Netze allerdings eher ungeeignet. Alle sammelten recht panisch ihre Netze zusammen und wir sahen zu recht schnell etwas Strecke zwischen das Trompeten und uns zu bringen. Letztendlich sammelten sich alle wieder auf der Waldpiste. Nach etwas Abwarten wollten die BaAka an gleicher Stelle wieder in dem Wald, ein nochmaliges Trompeten überzeugte sie schließlich vom Gegenteil. Also hieß es: Weiterlaufen und an anderer Stelle wieder in den Wald. Die Netze wurden aufgebaut, es folgte Lärm, nichts ging ins Netz und alles wurde wieder eingesammelt. Das wiederholte sich nun noch einige Male, bis schließlich von irgendwo Jubelrufe zu hören waren. Bei einem der Versuche gingen tatsächlich zwei kleine Waldantilopen ins Netz.
Mit denen wurde nun leider auch recht schnell kurzer Prozess gemacht. Aber letztendlich gibt’s kaum eine nachhaltigere Methode der Fleischgewinnung. Nach dem Jagderfolg wurden uns nun noch einige Medizinpflanzen gegen alles mögliche (gegen Corona scheints der Wald noch nichts herzugeben) gezeigt.
Wieder zurück an der Straße baute man in kürzester Zeit eine der traditionellen Blätterhütten auf, die Jagdbeute wurde davor gelegt und es begann ein Tanz und Gesang als Dank. Anschließend wurden die beiden Antilopen in Windeseile zerlegt und unter den BaAka aufgeteilt.
Von den immer zahlreicher werdenden Fliegen wurden wir schließlich wieder aus dem Wald vertrieben und fuhren, erneut von Gesang begleitet, zurück zum BaAka Dorf. Hier gabs nun noch einen kleinen Rundgang. In Hütte, wie denen auf dem Bild wohnen ganze Familien, Kinder haben teilweise keine Kleidung, Strom und fließend Wasser gibt es sowieso nicht und das einzige Auto des Dorfes scheint schon vor Jahren das Zeitliche gesegnet zu haben.
Umso erstaunlicher war es, dass uns trotz der extrem ärmlichen Verhältnissen niemand anbettelte.
Im Anschluss fuhren wir wieder zurück in eine andere Welt – die Doli Lodge – und warteten dort ein heraufziehendes Gewitter ab. Zum Abschluss des Tages gingen wir nochmal eine Runde durch den Ort Bayanga, ohne viel Neues zu entdecken
und besuchten auch nochmal den örtlichen Holzschnitzer. Dieser wollte uns einen kleinen Holzgorilla zeigen, welcher uns einige Tage zuvor schon im Noch-nicht-fertigen-Zustand gefallen hatte. Diesen hatte er nun zügig vollendet und wir würdigten die Arbeit, indem wir ihn kauften.